Auszug aus Ernst Tanners Buch «Dem Tod entronnen – immer wieder»
Um viele Erfahrungen reicher, startete ich einige Monate später, im Januar 1973, zum zweiten Überflug nach Afrika, diesmal mit einer stärkeren und schnelleren Maschine, einem Jet Ranger, HB-XCX. Man könnte meinen, dass mich die zahlreichen Gefahren vor weiteren Reisen abhielten. Doch die vielen positiven Erfahrungen, die ich mit dem Helikopter in Afrika gemacht hatte, überzeugten mich je länger, je mehr, dass ich mich auf dem richtigen Kurs befand. Es gab für mich kein Zurück, kein Aufgeben. Mein Gottvertrauen wurde im Gegenteil durch diese Erlebnisse gestärkt.
Als ich das zweite Mal aus Afrika zurückgekehrt war, bemerkte der Einsatzleiter einer Helikopterfirma in der Schweiz: «Wenn ich einem meiner Piloten sagen würde, er müsse das Mittelmeer ohne Schwimmer überfliegen, würde er antworten: ‹Du bist verrückt!› Sie aber mit Ihrem Glauben können es wagen.» Er hatte nicht Unrecht. Ohne meinen Glauben wären solche Flüge undenkbar, aber dieser Glaube hielt, wenngleich er immer wieder auf die Probe gestellt wurde.
Bei meinem zweiten Mittelmeerüberflug von Annaba in Algerien nach Sardinien lagen tiefe Wolken über dem endlosen Wasser. Sie waren so dicht, dass ich es nicht wagte, darüber zu steigen, denn wenn ich keine Öffnung fände, durch die ich hätte absinken können, wäre ich dem Schicksal ausgeliefert gewesen. Da ich also sehr tief fliegen musste, hatte ich keine Navigationshilfe ausser dem Kompass. Dieser konnte mich jedoch nicht über das Abweichen vom Kurs durch Seitenwind informieren. Somit blieb mir nur das Hoffen und Beten, die Küste Sardiniens zu treffen.
Ich schaute gespannt auf die Borduhr. Sie sagte mir, dass ich jeden Moment Land sehen müsse. Das Bangen, westlich oder östlich an der Insel vorbeizufliegen, bis der Treibstoff zur Neige ging, wurde immer stärker. Aufgrund der Flugzeit hätte ich nun bereits über Land sein müssen. Ich flehte zu Gott um Hilfe. Die Antwort kam überraschend schnell. Über mir öffnete sich eine Lücke in der Wolkendecke. War sie gross genug, um hinaufzusteigen? Was aber, wenn ich oben war und sich das Loch unter mir schloss? Ich fasste Mut und kreiste im Wolkenloch mit voller Kraft nach oben, die Augen erwartungsvoll auf das Navigationsgerät (VOR) geheftet. Dieses musste bei einer gewissen Höhe meine Position in Bezug auf Sardinien angeben.
Schon erreichte ich den oberen Rand der dicken Wolkendecke. Da, plötzlich drehte sich die Nadel des VOR ruckartig nach rechts! Ich war also westlich an Sardinien vorbeigetrieben worden. Mit einem schnellen Sinkflug kreiste ich durch den Wolkentunnel hinunter, der sich prompt hinter mir wieder schloss, als wäre er nie da gewesen. Ich war gerettet und lobte die übernatürliche Navigationshilfe Gottes.
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