An einem Dienstagmorgen wurden wir angefragt, einen schwer verletzten Waldarbeiter von der Westküste in die Hauptstadt zu fliegen. Der Mann hätte verschiedene schwere Verletzungen am Kopf, Oberkörper und Bein und brauche Sauerstoff. In diesem Zustand könne er nicht per Auto über weite Strecken transportiert werden. Die Helimission ist die einzige Organisation auf der ganzen Insel Madagaskar, die solche Medevac-Flüge durchführen kann. Sofort machten wir uns an die Vorbereitung. Zur Betreuung im Heli wurde ein ärztliches Team aufgeboten.
Nun gab es aber ein Problem. Weil die Sicherheitskontrolle am Flugplatz, wo wir stationiert sind, verschärft wurden, verzögerte sich die Ankunft der beiden Ärzte. Nach zwei Stunden waren die beiden Ärzte leider immer noch nicht beim Heli. So musste ich um 13 Uhr den Flug annullieren, weil wir es sonst nicht vor dem Eindunkeln zurückgeschafft hätten. In Madagaskar ist es für Helikopter nicht erlaubt nachts zu fliegen. Ich war frustriert. Wie kann es sein, dass diese Eingangskontrolle am Flugplatz einen Medevac-Einsatz so verzögert, dass deswegen möglicherweise Menschenleben in Gefahr geraten? Diese Kontrollen sollten doch der Sicherheit und dem Schutz von Menschenleben dienen. Wenn man aus einem westlichen Land kommt, gibt es Sachen, die für mich schwer zu akzeptieren sind. Ich betete für den schwerverletzten Mann und versprach, dass wir am nächsten Morgen früh einen weiteren Versuch unternehmen würden, in der Hoffnung, dass er dann noch lebt.
Dank guten Beziehungen erhielten wir die Erlaubnis, auf einem privaten Landeplatz in der Stadt zu landen und dort das Ärzteteam abzuholen. Der Patient war am nächsten Morgen noch in stabilem Zustand und das Wetter war gut, sodass wir den Flug zur Westküste antreten konnten. Nach einem Tankstopp landeten wir nach zwei Stunden in Belo. Der Verletzte wurde per Pickup zum Heli gebracht. Es wurde uns gesagt, dass der junge Mann ein Chef über ein Waldgebiet (Forstwart) ist und von Banditen überfallen und übel zugerichtet wurde. Als ich den Verletzten sah, kam mir die Geschichte vom barmherzigen Samariter in den Sinn. Am Landeplatz in der Stadt wurden wir von einer Ambulanz erwartet, die den Verletzten ins Spital brachte.
Nick, Pilot
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