Wir sassen auf einem verlassenen Flugplatz fest und hatten keinen Treibstoff mehr. Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns zu Fuss auf den Weg zu machen, um Hilfe zu holen.
Eine Feldstrasse führte zum Rand des Plateaus. Wir nahmen einen Fussweg, der direkt zur Strasse am Fluss hinunterführte. Immer wieder trafen wir auf verdorrte Kamelleichen am Weg, die uns aus ihren Augenhöhlen anstarrten. Die Sonne stand noch nicht hoch, doch glühte schon eine fast unerträgliche Hitze.
Auf halber Höhe des Abstiegs erblickten wir unten am Ufer drei Hütten. Zwischen ihnen und der Strasse war der Wald auf einer Breite von etwa fünfhundert Metern überschwemmt. Von diesem Wasser filterten wir, füllten unsere Feldflaschen und machten uns auf den Weg nach Gode. Die Strasse führte immer weiter vom Fluss weg. Wir marschierten in der sengenden Sonne durch ein weites Dürregebiet mit vereinzeltem Gestrüpp, das jedoch nirgends hoch genug war, um Schatten zu spenden. Wir stülpten die Pyjamas über den Kopf, um uns vor den stechenden Sonnenstrahlen zu schützen. Den Wasservorrat rationierten wir auf einen Schluck pro halbe Stunde. Georg erklomm einen kleinen Hügel, aber es war weit und breit keine Zivilisation zu sehen. Über uns kreisten Aasgeier, als warteten sie nur auf unseren Tod.
Plötzlich raschelte es neben uns. Ein grosses Wildschwein trappelte über den Weg und verschwand im Gebüsch. Zum Glück hatte es keine Jungen bei sich, sonst wäre es gefährlich geworden. Allmählich wurde uns bewusst, dass wir uns in höchster Gefahr befanden. Unsere Wasserreserve reichte noch genau für die Rückkehr bis zum Fluss. Würde die Distanz von hier nach Gode grösser sein als die schon zurückgelegte, dann hätten wir kein Wasser mehr und würden in der immer glühender werdenden Sonne verdursten. Es war eine schwere Entscheidung, den ganzen Weg erfolglos zurückzugehen und dann auf irgendeine Rettung zu warten. Dennoch entschlossen wir uns dazu. Wie sich hernach herausstellte, hätten wir den nächsten Ort – Kelafo und nicht Gode – ohne Wasserversorgung nicht erreicht und wären in der Wüste verdurstet.
Schweigend marschierten wir den mühsamen Weg zurück, in trübe Gedanken versunken. Endlich erreichten wir das überschwemmte Gebiet. Ich filterte Wasser und trank und trank, bis mein Magen übervoll war und ich alles Wasser wieder erbrechen musste. An diesem Tag erlebte ich, was Durst wirklich ist!
Ein breiter Fussweg schien durch kaum knietiefes Wasser zu den drei Häusern hinaufzuführen. Ich untersuchte den Boden und entdeckte zu meiner Überraschung frische Fussspuren. Also müssen Menschen in diesen Häusern sein, und wo Menschen sind, da ist auch Rettung! Wir stiegen den Fussweg hinauf, bis wir die Häuser sehen konnten. Ich suchte einen langen Stecken, band meine Aludecke daran und schwenkte sie hin und her. Dabei beobachtete ich die Hütten sorgfältig. Für einen kurzen Moment erspähte ich etwas Helles, das sich hinter einer Tür bewegte. Wir riefen um Hilfe, so laut wir konnten, aber niemand liess sich blicken. So kehrten wir zur Strasse zurück, und mein Gefährte anerbot sich, durch den überschwemmten Wald zu waten, um Hilfe zu holen. Ich blieb bei unseren Sachen. Wir verabredeten: Wenn er Hilfe bekäme, sollte er dreimal jauchzen; wenn es gefährlich würde, nur einmal. Dann würde ich nachkommen. Besorgt schaute ich ihm nach, wie er durch das Wasser watete und schliesslich verschwand.
(Fortsetzung folgt)
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