Eine gefährliche Notlandung erlebte Ernst Tanner während der Dürre von 1985 im Süden Äthiopiens. Er hatte den Auftrag, mit General Mobratu, dem Gouverneur der Provinz Gemu Gofa und guten Freund von ihm, in bestimmten Gebieten des Landes den Gesundheitszustand der Menschen zu inspizieren.
Morgens um sieben Uhr startete Ernst Tanner mit dem Gouverneur mit dem Helikopter vom Flugfeld in Felega Novoi. Sie waren schon öfters miteinander geflogen. Als Ernst in ein Seitental einbog, stellte plötzlich das Triebwerk ab. Sogleich leitete er eine Autorotation ein. Das Tal vor ihnen war überall bewaldet. Weit und breit kein freier Fleck, um die Maschine unbeschadet aufzusetzen. Ernst’s Blick fiel auf eine Geröllhalde am Fuss des Berges zu ihrer Rechten. Sie war wohl nicht eben, aber er hoffte, im schlimmsten Fall mit einer leichten Bruchlandung davonzukommen.
Er hatte vor, die Maschine gegen den Berg aufzusetzen. Als Ernst sich im Sinkflug näherte, spürte er plötzlich einen starken, durch die Sonnenwärme verursachten Aufwind. Dieser trug den Helikopter höher an die Geröllhalde heran, als er beabsichtigt hatte. Sie wurde steiler und schmaler und hatte vereinzelte Bäume. Es blieb keine Zeit zum Zögern. Er bremste den Fall, zog die Maschine nach links und drückte sie hart auf den Boden. Mit einem Schlag hatten sie Bodenkontakt. Einen Meter vor ihnen ging es runter und acht Meter hinter ihnen ebenfalls.
Erschrocken erwartete Ernst ein Talwärtskippen der Maschine, sobald die Drehzahl des Rotors abnehmen würde. Zu seiner grossen Überraschung blieb sie stehen. Wie kam das? Das rechte Fahrwerk bergwärts hatte sich bei der harten Landung um dreissig Zentimeter nach oben gebogen, und die linke Kufe stand auf einem Ameisenhaufen, gerade dreissig Zentimeter hoch! Es war der einzige Ameisenhaufen weit und breit! Ein Wunder!
Aus Sicherheitsgründen bat Ernst den Gouverneur, rasch auszusteigen. Dieser hatte gar nicht bemerkt, dass er eine Notlandung gemacht hatte. Als Ernst es ihm draussen erklärte, schaute er Ernst mit aufgerissenen Augen an und rief mit lauter Stimme: «You are a strong man! You are a strong man! God spared our lives! Thank you, God! Thank you, God!» («Du bist ein starker Mann! Du bist ein starker Mann! Gott bewahrte unsere Leben! Danke, Gott! Danke, Gott!») Dabei hob er beide Arme zum Himmel. Ja, wir hatten allen Grund, Gott zu danken.
