(Auszug aus Ernst Tanners Buch «Dem Tod entronnen – immer wieder»)
Damals in den frühen 70er Jahren hörte man viele Berichte über Helikoptereinsätze im Urwaldkrieg von Vietnam. Diese beweglichen Fluggeräte liessen mir keine Ruhe. Für den achttägigen, mühsamen und gefährlichen Fussmarsch auf dem Gorillapfad durch den Urwald Kameruns hätte der Helikopter vielleicht nur zwei Stunden benötigt. Einen solchen müsste man doch auch für Hilfseinsätze in Drittweltländern einsetzen können, überlegte ich. Aber die Idee sollte noch zwei grosse Hürden überwinden müssen.
Das erste Problem war meine Flugangst, seit ein Freund in Amerika mit mir unerwartet Akrobatik flog!
Das zweite Problem war das Geld: Im Gegensatz zur Angst hatte ich nichts davon. Dennoch wagte ich das Abenteuer «Helikopter», obwohl mich ein Leiter einer Organisation in den USA mit den Worten warnte: «Ernie, don’t do it. You’ll kill yourself!» («Ernst, tu es nicht, du wirst dich umbringen!») Jedoch der Gedanke, mit einem Helikopter viele abgelegene Stammesgebiete besuchen zu können, siegte.

Im Frühling 1971 bestand ich die Prüfung für Flächenflug und im Herbst erhielt ich das Helikopterbrevet in nur drei Wochen.
Mit grosser Erwartung startete ich zum ersten Flug von Belp bei Bern (Schweiz) nach Trogen im Appenzellerland, wo ich mit meiner Familie wohnte. Ein historischer Tag für uns! Dabei machte ich bereits das erste Schreckenserlebnis, als die Warnlampe der Vergaservereisung plötzlich aufblinkte und meine Bemühungen nichts halfen. Ich rief per Funk den Flugplatz an, dass ich wegen technischer Probleme zurückfliegen müsse, nicht wissend, ob es noch reichen würde. Viele Gedanken rasten durch meinen Kopf. War das nun schon das Ende vom Anfang – besonders wenn man bedenkt, dass ich Afrika als Ziel vor Augen hatte?
