Vom Mittagstisch zum Medevac

Wenn ich nicht auf einem Einsatz unterwegs bin, geniesse ich es, jeweils am Mittag gemeinsam mit meiner Familie zu essen. So auch an einem Januarnachmittag. Wir waren so eben mit dem Essen fertig, als mich unser Büro wegen eines Medevac anrief. Unverzüglich machte ich mich auf den Weg zum Hangar, damit ich weitere Abklärungen treffen konnte.

Ein 38-jähriger Mann aus dem Regenwald war schwer an Malaria erkrankt. Er hatte teilweise das Bewusstsein verloren und benötigte umgehend medizinische Betreuung, die nur in der Hauptstadt vorhanden ist. Diese Anfrage wurde uns von MAF (Mission Aviation Fellowship) weitergeleitet, weil die Landepiste in der Nähe des Patienten zwar existiert, wegen heftigen Niederschlägen in der Regenzeit jedoch völlig aufgeweicht war und nicht angeflogen werden konnte. Zu Fuss und mit dem Auto hätte die Reise in die Hauptstadt mindestens drei Tage gedauert.

In Madagaskar gibt es keinen einzigen Rettungshelikopter. Wir sind die einzigen, die solche Medevac Flüge durchführen. Das ganze Helimission-Team half mit, einen Arzt aufzubieten, den Heli bereitzustellen, den Flugplan aufzugeben usw. So konnte ich eine Stunde später mit Dr. Justin an Bord losfliegen, wobei das Wetter mir ein wenig Sorgen bereitete. Für den Abend waren schwere Gewitter vorhergesagt. Wir durften also keine Zeit verlieren. Nach einer guten Stunde Flugzeit landeten wir im Dorf, das sich schon versammelt hatte und auf unsere Ankunft wartete. Rasch wurde der Mann auf die Bahre gehievt und wir traten den Rückflug an. Ich betete, dass der Herr uns einen Weg freihalten würde. Das Wetter hatte sich rasch verschlechtert und so war ich froh, genügend Treibstoff getankt zu haben, um – wenn nötig – schlechtes Wetter zu umfliegen. Ich konnte vom Regenwald direkt zurück auf das Hochplateau fliegen, wo die Hauptstadt liegt. Nach unserer Ankunft wurde der Mann umgehend mit einem Auto in ein Krankenhaus gefahren. Mein Gebet ist, dass dieser Mann schnell wieder gesund wird.

Nick