An einem Sonntagnachmittag erreichte uns ein Anruf für einen Rettungsflug genau aus der Region im Norden Madagaskars, zu der wir am Montagmorgen abfliegen wollten. Der Patient mit inneren Blutungen benötigte konstant Blutkonserven, um nicht zu verbluten. Es war jedoch schon zu spät für einen Flug, um vor Anbrechen der Nacht mit dem Patienten wieder zurück zu sein.
Leider waren wir diese Woche schon komplett ausgebucht. So war es mir nicht möglich, den Patienten am Montag abzuholen. Ich versprach jedoch mein Bestes zu geben, um den Flug schnellstmöglich durchzuführen. Nach 4,5 Flugstunden rief ich am Montagabend an und war froh zu hören, dass der Mann noch am Leben war. Da für Dienstag keine Flüge mit dem Krankenhaus Mandritsara geplant waren, konnte ich den Medevac für Dienstag ermöglichen. Allerdings gab es leider auch eine schlechte Nachricht. Das medizinische Personal des Krankenhauses, wo der Patient lag, weigerte sich, im Helikopter mitzukommen. Sie hatten wohl Angst, da sie noch nie einen Heli von nahem gesehen hatten. In der Regel fliegen wir Medevac-Flüge mit Patienten in kritischem Zustand nie ohne eine medizinische Begleitperson. So fragte ich im Krankenhaus in Mandritsara nach, ob jemand den Patienten im Heli begleiten könnte. Leider herrschte in diesem Spital zu jener Zeit ein Ärztemangel und ich fand keinen ausgebildeten Arzt, der mich hätte begleiten können. Ich informierte die Angehörigen, dass ich alle Hebel in Bewegung setzen und ich mich am nächsten Tag wieder melden würde. Es war dann jedoch noch keine Lösung für dieses Problem gefunden worden.
Der Patient wird in Antananarivo auf die Rolltrage gehievt
Als ich den Helikopter und alles für den Abflug vorbereitet hatte, setzte ich mich auf die Kufe des Helikopters und überlegte, was ich machen könnte. In dem Moment kam Hilde, eine leitende Mitarbeiterin im Krankenhaus, zu mir zum Helikopter. Sie informierte mich über eine angehende Ärztin (Rebecca) aus England, die bei ihnen ein Praktikum mache und dass sie gerne auf einen Flug mitkommen würde. Freudig erwiderte ich, dass ich genau für jemanden wie sie gebetet hätte. Glücklicherweise war gerade eine Operation fertig geworden, bei der Rebecca assistiert hatte und das Timing passte perfekt. Eine Stunde später starteten wir bereits Richtung Süden und landeten 40 Minuten später am Ort des Patienten. Nach einer weiteren Flugstunde erreichten wir die Hauptstadt Antananarivo, wo eine Ambulanz wartete, um den Patienten in ein geeignetes Spital zu bringen. Er wurde umgehend operiert.
Wir kehrten zufrieden nach Mandritsara zurück, wo eine überglückliche Rebecca aus dem Heli stieg. Sie war begeistert von ihrem ersten Heliflug. Und ich war dankbar, dass wir dem Patienten helfen konnten, dass er die überlebenswichtige Operation erhielt.
Nick, Pilot
Der Patient nach der lebensrettenden Operation
Rebecca mit Patient und dessen Frau im Heli mit der Ambulanz wird der Patient vom Flugplatz zum Krankenhaus gefahren